Wie viele Veganer und Vegetarier es in Deutschland gibt, lässt sich nicht genau sagen. Beobachten kann man jedoch, dass die Zahlen in den letzten Jahren vergleichsweise stark zugenommen haben. Somit sind wir mittlerweile bei ca. 900.000 – 1,3 Millionen Veganern. Weltweit entscheiden sich täglich ca. 200 Menschen zu einer veganen Ernährung.

Bei einer vegetarischen Ernährung verzichtet man auf Fleisch und Fisch, während man als Veganer gänzlich auf tierische Produkte verzichtet, also weder Fleisch noch Fisch, Milch, Honig oder sonstige Produkte, die aus Tieren gewonnen werden. Doch warum tendieren immer mehr Menschen zu einem veganen Lebensstil?

Wieso vegan leben?

Vegan

Durch soziale Medien wie TikTok und Instagram wird die klassische Werbung immer mehr abgelöst und Influencer werden zu Stars. Dabei bewerben diese nicht nur bestimmte Produkte, sondern nehmen einen auch mit durch das alltägliche Leben und so werden auch vegane Ernährungen beworben und vorgestellt.

Aber auch Berühmtheiten aus Film und Fernsehen wie Mike Tyson, Lewis Hamilton und Natalie Portman ernähren sich vegan.Dazu kommt, dass es immer mehr fleischlose und vegane Alternativen in den Supermärkten gibt und es somit einem Jeden einfacher gemacht wird, auf die tierischen Produkte zu verzichten.

Ein weiteres Argument sind dabei die Bedingungen, unter denen die Tiere gehalten und geschlachtet werden und, dass die Produkte eine Belastung für die Umwelt darstellen.Neben der Werbung, die die Bevölkerung zu einem veganen Lifestyle verführen will, sprechen also auch ethische und gesundheitliche Gründe.

Ethische Gründe

Die Menschheit wäre, wenn sich alle vegan ernähren würden, in der Lage, ca. 12 Milliarden Menschen zu ernähren und vor einer Hungersnot zu schützen. Momentan ist es aber leider der Fall, dass für die Herstellung und Verarbeitung eines Kilogramms Fleisches bis zu tausend Liter Wasser und 20 Kilogramm an Pflanzenmasse benötigt werden, die man bei einer vegetarischen und veganen Ernährung anderweitig verwenden könnte.

Gesundheitliche Gründe

Heutzutage gibt es fast so viele übergewichtige Menschen wie hungernde. Neben ethischen Bedenken ist also ein zu hoher Konsum an Lebensmitteln und eine fehlende Bewegung ein großes Problem in der Bevölkerung. Nicht selten spielt da auch ein großer Verzehr an Fleisch eine Rolle.

Zu viele tierische Produkte können ungesund für den Körper sein und Wurst und rotes Fleisch wurden sogar als „wahrscheinlich krebserregend“ von der WHO eingeschätzt. Kritisch bei einer veganen Ernährung ist einzig Vitamin B-12, welches man in einer veganen Ernährung supplementieren muss. Dieses spielt eine große Rolle bei der Versorgung unseres Nervensystems, doch hält der Markt hier viele Nahrungsergänzungsmittel bereit.

Dabei werden hier Stimmen groß, ob denn eine vegane Ernährung so richtig und natürlich sein kann, wenn uns dann doch wichtige Nährstoffe fehlen, die wir künstlich ergänzen müssen? Kann es wirklich so gewollt und gesund sein, gänzlich auf tierische Produkte zu verzichten?

Vegan in jedem Lebensalter?

Trotz der vielen Alternativen, die der Markt heutzutage bietet, gibt es noch Vorbehalte gegenüber einer veganen Ernährung bei Kleinkindern, Schwangeren oder in der Stillzeit. Jedoch wird beispielsweise von der US-amerikanischen Academy of Nutrition and Dietitics, einer der weltgrößten Ernährungsorganisationen, eine vegane Ernährung, mit dem notwendigen Wissen, empfohlen.

Nicht zu vernachlässigen ist hierbei die mögliche Ergänzung von Nährstoffen. Doch gibt es kein klares Für oder Wider für eine fleischhaltige oder fleischlose Ernährung in diesen Situationen. Vielleicht macht es da auch die gesunde und bewusste Mischung aus.

Kritische Stimmen

Wenn man die Ernährung jetzt auf eine vegane umgestellt hat, kann man lustvoll schlemmen ohne schlechtes Gewissen. Doch ist allgemein ein bedenkenswerter Punkt, ob man nicht sein gesamtes Essverhalten überdenken sollte. Essen soll ein Genuss sein und ist etwas Kostbares.

Doch wie oft essen wir schnell zwischen der Arbeit und der Verabredung oder stopfen uns schnell noch etwas auf der Fahrt in den Magen. Wir werden immer materieller. Für das Auto geben wir gerne mehr Geld für Super Plus aus, damit der Motor möglichst lange hält, doch kaufen wir im Supermarkt lieber das billigere Öl.

Der große Markt

Zudem scheiden sich die Geister, wenn es um die Gründe eines veganen Lifystyles geht. Während viele versuchen, neben ihrer eigenen Gesundheit, der Umwelt einen Gefallen zutun, sehen Hersteller den Trend der veganen Ernährung und steigen in das Geschäft ein.

2019 gab es in Deutschland einen Umsatz von rund 1,2 Milliarden Euro an veganen und vegetarischen Produkten. Für 2040 wird weltweit einen Umsatz von 450 Milliarden vorhergesagt. Doch wittern Hersteller hier große Beute und kann man den als vegetarisch und vegan deklarierten Produkten vertrauen?

Oder werden hier nicht auch nur einfach künstliche und stark bearbeitete Lebensmittel auf den Markt gebracht? Macht ein veganes Produkt in einer Plastikverpackung Sinn, wenn man die Mission verfolgt, die Umwelt zu entlasten?

Ist die Produktion veganer Lebensmittel bedingt besser?

Ist eine vegane Ernährung DIE Lösung für die Probleme? Klar, will man so die Hochachtung vor den Tieren wahren und auf die Missstände in der Landwirtschaft aufmerksam machen. Doch stellt sich die Frage, ob man die Situation nicht differenzierter betrachten muss.

Denn auch wenn bei einer veganen Ernährung keine Tiere geschreddert und geschlachtet werden, ändert man nur bedingt die Zustände allgemein an der Nahrungsmittelproduktion. Auch bei veganen Produkten wird das Wasser vergiftet oder das Klima versaut.

Doch scheinen sich viele in einer Traumwelt zu befinden, die automatisch eine vegane Ernährung mit dem Allheilmittel gleichsetzt. Ist dabei eine Ernährung mit anständigen Tierprodukten aus der Regionen und mit natürlichen, ökologisch erzeugten Produkten nicht ein genauso guter Weg?

Wie nachhaltig ist vegan?

Durch den Hype um die vegane Ernährung steigt natürlich auch das Angebot. Schaut man sich nun die veganen „Schnitzel“ oder die Fertiggerichte genauer an, muss man feststellen, dass diese nicht unbedingt nachhaltiger hergestellt werden. Sie werden mehrfach verarbeitet und bedeuten im Endeffekt einen extrem hohen Energieverbrauch.

Zudem kommen die exotischen Zutaten wie beispielsweise die Kokosnuss aus weit entfernten Ländern, bei denen der Transportweg dann entsprechend aufwändig ist.Erwiesen ist, dass beispielsweise Früchte durch diese Tatsache einen unfassbar hohen CO2-Ausstoß erzeugen.

Also muss man hier anführen, dass ein Kauf von Erdbeeren aus Spanien nicht unbedingt der Umwelt gut tut, trotz veganer Ernährung. Letztendlich kann man sagen, dass, wie so oft, das Verhältnis und die Umsetzung entscheidend sind. Allgemein ist es empfehlenswert, sich mit seiner Ernährung zu befassen und auch hinter die Fassade zu schauen.

Es kann also ein genauso guter Weg sein, sich für regionale Produkte zu entscheiden und gegen Billigprodukte, Wert auf natürliche Lebensmittel zu legen als auf Künstliche. Stur einer veganen Ernährung zu folgen verspricht nicht den richtigen Weg für den eigenen Körper und die Umwelt.