Immer mehr Menschen setzen sich für Artenvielfalt und Klimaschutz ein. Allerdings ist das Bewusstsein dafür, was ein Jeder selbst dafür tun kann auch heute nicht allgegenwärtig. Umso wichtiger ist es, dass es Aktionen wie 500 AKA – 500 Menschen aktiv für Klima- und Artenschutz in Stadt und Landkreis Osnabrück gibt.

Das Projekt  wurde aus dem Bewusstsein heraus entwickelt, dass es nie und nimmer reichen wird, wenn Natur- und Klimaschutzaktivitäten einzelnen Umweltschutzgruppen überlassen werden.

Was ist 500 Menschen aktiv für Klima?

Teile der Politik – zum Glück gibt es etliche Ausnahmen – handeln nach wie vor viel zu langsam, zu träge, zu einfallslos und zu punktuell. Es bedarf einen Ansatz, der es auch Bürgerinnen und Bürgern auf einfache Art und Weise ermöglicht, Dinge in ihren Gemeinden umzusetzen, so Dr. Kai Behncke als Projektmitglied (gUG Umweltschutz und Lebenshilfe).

Der Redaktion wurden wichtige Informationen zum Thema vom Experten bereitgestellt. Die Umsetzung ist in einem kleinen Rahmen, im 500 AKA-Projekt möglich. Allerdings muss selbstkritisch festgestellt werden, dass auch dieser Ansatz bislang nur eine punktuelle Verbesserung erreicht.

Tierleidfreie BIO-Lebensmittel

Tierleidfreie BIO-Lebensmittel sind ein wichtiges Thema – findet dies zunehmend Akzeptanz auch bei jüngeren Menschen in Deutschland und welche Rolle spielen die sozialen Medien?

Der Markt veganer BIO-Lebensmittel wächst ganz massiv. Dieses liegt natürlich z.B. daran, dass diese geringe CO2-Äquivalenzwerte aufweisen und oftmals einer hohen Biodiversität dienlich sind.

Insbesondere in der Altersklasse der „Unter 30 Jährigen“ ist hier ein entsprechend hohes Bewusstsein festzustellen. Soziale Medien spielen bei diesem gesellschaftlichen Wandel eine herausragende Rolle. Es ist durch bestimmte Bilder relativ einfach Aufmerksamkeiten zu triggern und darüber Inhalte zu vermitteln. Dennoch ist es noch ein fürchterlich weiter und steiniger Weg.

Anbauweisen und Lebensmittel

Leider wird bei dieser Thematik in sozialen Medien oft in „gute“ und „nicht so gute“ Anbauweisen und Lebensmittel unterschieden. Landwirte werden dabei häufig auf einem schrecklichen Niveau angegangen.

„Es geht aber um das große Ganze, die Transformation einer ganzen Gesellschaft“ – so Behncke. Oft habe ich den Eindruck, dass in sozialen Medien viel zu kurz gedacht wird und Themen viel zu oberflächlich angegangen werden. Das vertieft Gräben und leistet letztlich einen Bärendienst für den dringend notwendigen Wandel in der Gesellschaft. Steigende Stromkosten für Gewerbe und Privat sind ebenfalls ein Symptom des Ganzen.

Welche Möglichkeit haben die Konsumenten die politischen und marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu beeinflussen?

500-aktiv-klima

Theoretisch sind die Möglichkeiten schier unbegrenzt. Mit jeder Kaufentscheidung eines Produktes oder einer Dienstleistung wird ein politisches sowie gesellschaftliches Statement abgegeben.
Es ist ein Statement eine Flugreise zu buchen und den Flug nicht zu kompensieren. Damit wird ausgedrückt:

  • „Die Klimaerwärmung ist mir relativ egal, nämlich so egal, dass ich nicht bereit bin, dafür aus der Tasche zu kommen.“
  • Genauso ist es bei Lebensmitteln. Zahlt jemand freiwillig einen angemessenen Preis für nachhaltig produzierte Lebensmittel, dann unterstützt er oder sie aktiv einen Wandel zu einer ökologisch nachhaltigen Produktion.
  • Kaufen er oder sie Billigschnitzel im Discounter, dann wird ausgedrückt:“Es ist mir egal, wie Tiere gehalten werden. Und die Lebens- und Produktionsbedingungen von Landwirten sind mir auch egal. Das einzige was zählt ist mein eigener Geldbeutel.“
  • Traurig ist es, wie weit sich Menschen dann oftmals in sozialen Medien mit Forderungen über die Tastatur lehnen, die sie selbst nicht bereit sind zu erbringen.

Kürzlich wurde eine Umfrage durchgeführt, in der 24% der Befragten angaben, ihre Flugreise zu kompensieren. Tatsächlich liegt der Anteil kompensierter Flugreisen unter 1%. Wir Menschen sind so bräsig, dass wir uns sogar selbst nach Strich und Faden belügen. Passiert mir selbst leider auch noch viel zu oft. Vielleicht sind wir evolutiv einfach fehlprogammiert, so Behncke weiter.

Welche Erfolge gab es in der Vergangenheit bei 500 Menschen aktiv für Klima zu verzeichnen?

Im „Blumiger Landkreis Osnabrück“ haben die Initiatoren rund um Bencke über 1500 Personen an der Gestaltung eines Blühwiesenkorridors mitgewirkt. Das waren etwa 9000 Stunden ehrenamtliche Arbeit.
Andererseits aber auch nur 0,47% der Bevölkerung des Landkreis Osnabrück, wohlgemerkt: In 5 Jahren!

Im „500 AKA“-Projekt haben seit April etwa 350 Personen geholfen. Bis zum Jahresende werden es etwa 600 sein. „Das ist ganz nett, verglichen mit der Anzahl der Menschen die auf Fridays for Future-Demos oder am Samstag mit ihrem Auto in die Waschanlage fahren, ist das ein fürchterlich schlechter Witz und weit von einem Erfolg entfernt.“ – sagt Bencke.

Aktive Klima- und Artenschutzmaßnahmen fristen in der Gesellschaft nach wie vor ein Schattendasein, trotz der omnipräsenten Berichterstattung über die Klimaerwärmung und das Artensterben.

Werbeanzeigen in Social Media als Mittel der Kommunikation

Weiter sagt Behncke: „Wenn ich auf Facebook eine kommerzielle Werbeanzeige für eine gemeinsame Biotopgestaltung poste, dann wird diese bei einem Tages-Werbevolumen von 15 Euro in einer Woche etwa 350 mal geliked und 40 mal geteilt. Aktiv für 2 Stunden dabei sind dann vielleicht 30 Personen. Einen echten, wirklichen Erfolg, der seinen Namen verdient, kann ich offen gesagt somit hier nicht erkennen.“

Trotzdem sei er  natürlich sehr dankbar, über jeden Einzelnenm, der hilft. Das ist ohne Zweifel toll, jedoch noch weit davon entfernt, wo die Initiatoren hinkommen wollen. Die logische Folge laut dem Experten: Wir müssen besser werden, uns noch deutlich mehr einfallen lassen,
damit Menschen teilnehmen.

Kreativer werden, härter arbeiten, Wege denken, die noch nicht gedacht worden sind. Wenn etwas nicht läuft, dann macht es Sinn die Ursachen bei sich selbst und im eigenen Konzept zu suchen.

„Und wenn jedoch die Erkenntnis da sein sollte, dass auch weitere Ideen nicht reichen, dann müssen wir (als gUG Umweltschutz) konsequent sein und uns eingestehen, dass wir es einfach nicht drauf hatten und gescheitert sind“ – so Bencke.

Es lässt sich erkennen, dass viele Menschen helfen und aktiv zu einer besseren Welt beitragen möchten, das ist toll. Relativ gesehen ist es jedoch so wenig, dass Experten wie Dr. Kai Behncke aktuell nicht glauben, dass wir den Kampf gegen Artensterben und Klimaerwärmung noch gewinnen
werden. Aber vielleicht irren sie sich auch.

Wie kann man die gUG Behncke Umweltschutz und Lebenshilfe unterstützen?

Durch Finanzspenden oder eine aktive Teilhabe an den Mitmachaktionen unter  https://www.betterplace.org/de/projects/75774-landkreis-osnabrueck-500-menschen-im-einsatz-fuer-klima-und-artenschutz ist dies möglich.